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10.10.2016

Mashrou Leila eröffnen Enjoy Jazz fulminant

Stadtblattartikel von Kahtrin Rabus vom 10.10.2016

Rainer Kern sagte es vorab in einem Interview mit der RNZ und die Redner*innen des Abends unterstützten ihn: "Musik ist immer auch ein politisches Statement" - aber auch "Kunst spricht für sich". Dass beides stimmt, bewies das Eröffnungskonzert von Enjoy Jazz in der Heidelberger Stadthalle. Mashrou Leila aus Beirut fegten das geneigte Eröffnungspublikum schon mit dem ersten Schlagzeugschlag aus den Sesseln und ließen sie die nächsten zwei Stunden auch nicht mehr gemütlich dorthin zurückgleiten.

Mashrou Leila verwandeln Kritik an Restriktionen, Diskriminierung, Homophobie und Unfreiheit in Musik – so tanzbar, lebendig und frei, wie sie sich ein Leben überall auf der Welt vorstellen. Ganz still war es in der Stadthalle, wenn Sänger Hamed Sinno den nächsten Song ankündigte und den Inhalt kurz zusammenfasste. Doch nicht nur die Texte, auch die Musik von Mashrou Leila war jede Sekunde des Konzerts wert. Vor allem dank der charismatischen Präsenz und der eingängigen Stimme von Sinno, unterstützt von Geige, Synthesizer und Loops, hatte die Musik eine besondere Atmosphäre, auch ohne die Texte zu verstehen. "Wenn Mashrou Leilas Musik eine Farbe hätte, es wäre das dunkle Blau, kurz bevor die Sonne aufgeht", beschreibt es das Magazin "puls".

Zum Gesamterlebnis des Abends gehörten auch die zahlreichen Fans der Band aus Syrien und dem Libanon, die mit ihrer tanzfreudigen Begeisterung alle ansteckten. Für das Eröffnungskonzert im feierlichen und bestuhlten Rahmen der Stadthalle eine Band wie Mashrou Leila einzuladen, die man nur schwer im Sitzen hören kann, ist mutig und verdient Respekt. Hier wurden Horizonte erweitert, da war ich mir mit unserer Fraktionsvorsitzenden Beate Deckwart-Boller einig. Sicherlich wurde der ein oder die andere Jazz-Liebhaber*in vom ungewohnten Stil dieses Konzerts überrascht. Aber dieses Risiko geht man immer ein, wenn man gewohnte Pfade verlässt und das steht einem Festival wie Enjoy Jazz sehr gut zu Gesicht.  

"A night to remember",schrieb eine begeisterte Besucherin auf Facebook und das war es in der Tat. Was bleibt ist mal wieder die Erkenntnis: Auch in der arabischen Welt gibt es keine homogenen Gesellschaften. "Wir sprechen nicht für unsere Generation. Die arabische Welt ist so komplex und vielfältig wie andere Teile der Welt", sagte Hamed Sinno im Mai dieses Jahres in einem Interview mit der taz. Diese Komplexität sollten wir in unserer öffentlichen Diskussion nicht auf wenige Fragen, wie die Kopftuchdebatte, reduzieren. Vielen Dank Mashrou Leila und dem Team von Enjoy Jazz für diesen unvergesslichen Konzertabend.


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