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23.02.2016

Wo steht die IBA? Drei konzeptionelle Thesen!

Stattblatt-Artikel von Manuel Steinbrenner vom 23.02.2016

In letzter Zeit häuften sich negative Meldungen über die in Heidelberg geplante Internationale Bauausstellung "Wissen schafft Stadt". Dabei hat die IBA durchaus Positives vorzuweisen, wenn man sich nur mal die Mühe macht, sich genauer mit ihrer Aufgabenstellung zu beschäftigen. Dabei lohnt auch ein Blick auf die Genese der IBA, um zu verstehen, was sich die Verwaltung und der damalige Gemeinderat bei der Initiierung der IBA gedacht haben. Lesen Sie hier drei konzeptionelle Thesen zur IBA!

1. Verknüpfung von Stadtplanung und Wissenschaften zu einer gesamtstädtischen Stadtentwicklungsstrategie

Als die Verwaltung den Gemeinderat erstmals in einer mutigen Vorlage über die IBA informierte, ordnete sie die Potenziale der IBA wie folgt ein: "Als erste Stadt in Deutschland feiert Heidelberg das 625-jährige Jubiläum ihrer Universität. Dies trifft auf eine Phase starker baulicher Dynamik und großer räumlicher Entwicklungsoptionen in den Wissenschaften. Längst beschränkt sich diese Dynamik nicht mehr auf das Neuenheimer Feld. Die Verknüpfung von Städtebau und Wissenschaften offenbart die besondere Identität Heidelbergs und seine Zukunftschancen. Diese Vorlage skizziert den derzeitigen Sachstand einer 'Perspektive Europäische Wissenschaftsstadt Heidelberg'. Es werden Ausgangslage und Herausforderungen beschrieben, daraus eine erste Annäherung an eine umfassende Stadtentwicklungsstrategie abgeleitet (...)." (Hier geht's zur ausführlichen Informationsvorlage)

Demnach war es der Anspruch der Initiatoren die bauliche Dynamik in den Wissenschaften mit der städtebaulichen Planung zu einer umfassenden Stadtentwicklungsstrategie zusammen zu führen. Das vormalige Nebeneinander von Stadt und Universität in der Stadtplanung sollte mithilfe der IBA aufgehoben werden. Es ist kein Geheimnis, dass die IBA hier ihren Erwartungen hinterher steht. Dies ist - wie wir inzwischen wissen - wohl vor Allem auf den Streit um die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld zurück zu führen. Seitdem sich abzeichnete, dass es auf einen Rechtsstreit zwischen Stadt und Universität hinaus laufen wird, wurden sämtliche Planungen zu gemeinsamen IBA-Projekten von Stadt und Universität auf Eis gelegt.

2. Bildung in seiner gesamten Breite fördern und fordern

Der Anspruch, die Stadtplanung und die Wissenschaften zu verknüpfen, genügte aber nicht allen und so wurde nach einem intensiven Austausch zwischen Stadtentwicklungsexperten, lokalen Politikern und engagierten Bürgern - den so genannten IBA-Foren - deutlich, dass die IBA nicht nur die Wissenschaften, sondern das Thema Bildung in seiner ganzen Breite bearbeiten sollte. Diese Haltung floss folgerichtig in das Memorandum "Wissen schafft Stadt" ein - sozusagen die DNA der IBA - das am 15.12.2011 bei nur zwei Gegenstimmen beschlossen wurde.

Im Originaltext der Beschlussvorlage heißt es hierzu: "Eine IBA 'Wissen schafft Stadt' ist ein die gesamte Stadt umfassender Qualifizierungsprozess an vielen Orten und auf vielen Ebenen. Sie bietet vielen Teilen der Stadtgesellschaft eine Plattform zur Beteiligung, neben der Universität und wissenschaftlichen Einrichtungen auch Kulturschaffenden, Bildungshäusern und Bauträgern, sozialen und kirchlichen Einrichtungen, bürgerschaftlichen Initiativen und Vereinen und vielen mehr. Bisher wurde in öffentlichen Diskussionsforen, Arbeitskreisen und verschiedenen informierenden Gesprächen über die IBA Wissen schafft Stadt informiert und am Konzept gearbeitet. Die Kommunikation wird nach einem IBA-Beschluss weiter intensiviert."

Es waren diese Zielsetzungen und das Memorandum der IBA, die der Gemeinderat verabschiedete und auf deren Grundlage der Projektaufruf der IBA formuliert wurde. Und genau dies scheint für die IBA nun zunehmend zum Problem zu werden. Immer öfter hört man kritische Stimmen, die IBA würde keine Projekte mit „internationaler Strahlkraft“ generieren. Und auch ich gebe zu, dass ich angesichts der hohen Fördersummen für die IBA manchmal ungeduldig werde. Jedoch war es eine absolut nachvollziehbare Haltung der IBA-Initiatoren den lebenslangen Prozess des Lernens, von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Weiterbildung im fortgeschrittenen Alter, zum Thema der IBA zu machen. Denn was hilft uns Heidelberger*innen eine IBA, die zwar nach außen strahlt, aber nach innen nicht wirkt? Daher sollten wir, bevor wir die Projekte der "kleinen Initiativen" herabwürdigen, deren Engagement wertschätzen und uns über den Reichtum der Heidelberger Bildungslandschaft freuen. Denn ohne Beschluss des Gemeinderats hätte es diesen Projektaufruf nicht gegeben, "kleine Initiativen" keinen Anlass für eine Projektbewerbung gehabt und viel Zeit und Geld für eine IBA-Qualifizierung sparen können.

3. Potential der Konversionsflächen für die IBA nutzbar machen

Neben der Internationalen Bauausstellung ist die zivile Nachnutzung der ehemaligen US-Liegenschaften das zweite große Stadtentwicklungsprojekt in Heidelberg.

"In der IBA Wissen schafft Stadt spielen die Konversionsflächen eine wichtige Rolle durch die Entwicklungsdynamik, die sie in die Stadt ausstrahlen werden, sowie durch die Menge und Vielfalt an Projekten und Themen, die sie in eine IBA einbringen können. Und umgekehrt wird durch die IBA, in Abstimmung mit dem Dialogischen Planungsprozess zur Konversion, die Konzeptfindung zu den Konversionsflächen bereichert durch die Laborsituation und den Innovationsanspruch der IBA sowie durch ein geschärftes Bewusstsein für das, was der Entwicklung Heidelbergs besonders förderlich ist." Und genau dieser Innovationsanspruch der IBA ist es, der vielen Menschen Hoffnung macht und an dem sich sowohl die Konversionsflächenentwicklung als auch die IBA orientieren muss. Dazu genügt es wohl nicht, wenn die IBA einen Masterplan für das Patrick Henry Village erarbeiten darf. Die Kompetenz der IBA sollte genutzt werden, um auch auf den Campbell Barracks in der Südstadt, dem Hospital oder den Patton Barracks die Ziele der Heidelberger "Leitlinien für die Entwicklung der US-Flächen" umzusetzen.

Denn hier wird unter anderem proklamiert: "Es werden vielfältig gemischte und lebendige Quartiere mit guter Lebensqualität und Mut zu Experimenten entstehen. Diese werden in geeigneter Weise mit der Umgebung und dem gesamten Stadtgefüge verflochten. Eine anspruchsvolle, auch experimentelle Architektur wird Quartiere mit hoher, identitätsstiftender Qualität schaffen."

Anspruchsvolle, zukunftsweisende und experimentelle Quartiere - das ist der Anspruch, an dem sich sowohl die IBA als auch die Konversionsflächen messen lassen müssen.

Die Gemeindeordnung schreibt eine Karenzzeit vor Wahlen für die Beiträge der Fraktionen in den Amtsanzeigern vor. Deshalb erscheinen die "Stimmen aus dem Gemeinderat" im Heidelberger Stadtblatt erst wieder nach der der Landtagswahl am 13. März 2016. Weil wir aber auch in der Zwischenzeit die Bürger*innen über das informieren wollen, was uns in der Grünen Fraktion umtreibt, werden wir Sie in der Zwischenzeit mit unserem "Stattblatt" auf dem Laufenden halten. Das nächste "Stattblatt" erscheint am Montag, 29. Februar.


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