02.10.2015
Die Lust, ungewöhnliche Wege zu gehen
Robert Habeck begeistert Heidelberger Grüne
Eine „bemerkenswerte Karriere“ bescheinigte die Wissenschaftsministerin und Landtagsabgeordnete Theresia Bauer am Mittwochabend ihrem Gesprächspartner Robert Habeck, stellvertretender Ministerpräsident und „Superminister“ für Energiewende, Landwirtschaft und Umwelt in Schleswig-Holstein. Dieser blieb bescheiden und sprach davon, dass es sich „nicht wie eine steile Karriere angefühlt habe und von vielen Zufällen abhängig gewesen sei.“
In dem spannenden und intensiven Gespräch zu den aktuellen politisch drängenden Themen – Flüchtlinge, Klima- und Umweltschutz, Zeitpolitik – erwies sich Robert Habeck als ein überlegter und charismatischer Gesprächspartner, der weit entfernt von platten Phrasen äußerst sympathisch und authentisch zu den angesprochenen Themen Stellung nahm.
Großen Raum nahm dabei ein Herzensthema Habecks ein: Das Verhältnis der Grünen zum Gemeinwesen. „Werte entstehen auch im Kampf um Begriffe.“ so Habeck „Freiheit, Verantwortung, Leistung und Heimat haben doch nicht die CDU und FDP gepachtet. Es geht doch dabei immer darum, wie man diese Begriffe definiert. Und dann nehme ich eben einen besonders verstörenden Begriff und sage Patriotismus. Obwohl ich weiß, dass darauf ein Aufschrei folgt.“ Aber „man kann ein Gemeinwesen in der Politik doch nur dann effektiv verändern, wenn man sich dazu bekennt.“
Auch die aktuelle Debatte um die hohe Zahl an Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen ist für den Philosophen und Germanisten Habeck ein solches Ringen um Werte: „Über abstrakte Zahlen einer Belastungsgrenze zu diskutieren führt zu nichts. Es geht darum, wie viele Wohnungen bauen wir, wie viele Überstunden kann die Polizei machen, wie gelingt Integration. Die Frage ist nicht 'Wie viele schaffen wir?' sondern 'Beweisen sich Rationalität und Humanität jeden Tag'“.
Und von dort schlug er den großen Bogen zur Klimapolitik. „Es ist nicht abstrakt, wenn man die jetzigen Flüchtlingsströme sieht, sich Gedanken über die künftigen Klimaflüchtlinge zu machen. Man kann sich die Weltpolitik der nächsten zwanzig Jahre nicht vorstellen, ohne zwei Fragen zu beantworten: Klima und Energie.“ Und auf die Frage der Gastgeberin Theresia Bauer, ob angesichts des aktuellen Krisenmanagements nicht die großen Linien aus dem Blick geraten, widersprach er heftig: „Klimapolitik ist Friedenspolitik. Wenn wir Fluchtursachen vollumfänglich definieren, dann reden wir auch wieder über Umwelt- und Klimapolitik.“
Angesichts solch klarer Ansagen und dem stimmigen Vortrag gab es großen und langanhaltenden Applaus für Robert Habeck. Und der sagte als Schlusswort „Wenn ihr Hilfe im Wahlkampf braucht, ladet mich wieder ein. Mein Herz habt ihr schon.“