15.06.2015

Guter Kompromiss

Stadtblatt-Beitrag von Monika Gonser vom 17.06.2015

Zoos sind ein Thema und zwar nicht erst dann, wenn, wie am Wochenende, in Tiflis die Tiere nach einem Unwetter ausbrechen und durch die Stadt flanieren konnten. Anfang des Monats hatte ich die Ehre, zur Eröffnung der neuen Bärenanlage im Zoo in Vertretung des Oberbürgermeisters ein Grußwort zu sprechen. Einmal mehr ein guter Grund, sich Gedanken zum Konzept eines Zoos zu machen.

Zoos sind Kompromisse – Kompromisse zwischen Artenschutz, Bildung und Naturerfahrung. In der gesellschaftlichen Debatte und in Abhängigkeit davon, mit wem man spricht, überwiegt mal die eine, mal die andere Perspektive. Ein gelungener Zoo ist ein Zoo, der die drei Perspektiven austariert und dabei das Wohl des Tieres als oberste Zielsetzung versteht. Soviel Natur wie möglich und so wenig Zoo wie nötig – das gilt insbesondere im Zoo selbst.

Das nun eröffnete Bärengehege ist ein weiterer Schritt des Heidelberger Zoos im Sinne einer besseren Gewichtung der drei Perspektiven. Auf einem eng genutzten Gelände ist dies keine einfache Aufgabe. Aber der Heidelberger Zoo hat die Bereitschaft, weniger Arten auf mehr Raum und damit artgerechter zu beherbergen und konzeptionell sehr gute Bildungsangebote zu machen. Er setzt perspektivisch bei der Tiererfahrung mehr auf Nähe von Mensch und Tier, also auf Arten, die immer in Menschennähe gelebt haben. Damit trägt er zu einem besseren Verständnis bei, wer die Tiere sind, von denen wir leben.

Wo es möglich ist, richtet der Heidelberger Zoo sein Konzept außerdem weniger auf spektakuläre Arten als auf Arten, die es von der Bedrohungssituation her nötig haben und unterstützt so Artenschutzprojekte in freier Wildbahn weltweit. Der Heidelberger Zoo steht für uns für ein zu begrüßendes Zookonzept, bei dessen Umsetzung wir ihn weiterhin unterstützen möchten. Auch die über eine halbe Million Menschen, die im letzten Jahr den Heidelberger Zoo besuchten, belegen den Erfolg dieses Konzeptes.

Das neue Bärengehege bietet den akut vom Aussterben bedrohten syrischen Braunbären viermal mehr Fläche als zuvor und durch seine gläserne Öffnung Anschluss an stadtnahe Naturerfahrungsräume für den Stadtteil. Damit ist es für uns auch von seiner Gestaltung her ein weiterer Schritt zu diesem guten Kompromiss.