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16.09.2014

Stellen Sie sich vor...

Stadtblattartikel von Beate Deckwart-Boller vom 17.09.2014

...Sie müssen wegen kriegerischer Auseinandersetzungen in Ihrer Heimat um Ihr Leben bangen. In letzter Minute packen Sie die allerwichtigsten Dinge zusammen, verlassen mit Ihrer Familie Haus und Hof und fliehen. Nach langer und lebensgefährlicher Flucht landen Sie schließlich in einem Land, in dem keine Bomben vom Himmel fallen, keine Toten auf der Straße liegen und alles friedlich ist. Zwar kennen Sie weder die Sprache der Menschen vor Ort, nicht mal die Buchstaben können Sie deuten und die Gepflogenheiten erscheinen fremd. Aber egal, auf der Flucht ist niemand verloren gegangen und die Familie hat unbeschadet Zuflucht gefunden.

So oder ähnlich muss es den ca. 500 Menschen gehen, die seit Freitag in Heidelberg auf dem ehemaligen Gelände der US-Armee in Kirchheim untergebracht sind. Es handelt sich dabei um eine Notunterkunft der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Karlsruhe. Diese Erstaufnahmestelle ist momentan total überfüllt. Es gibt Notunterkünfte in Karlsruhe, Bruchsal und Mannheim: all das reicht im Moment nicht aus. Deshalb war die Entscheidung, in den Patton Barracks vorübergehend Flüchtlinge unterzubringen, richtig und wichtig. Vor allem, weil es für Heidelberg lediglich darum geht, die Nutzung der Gebäude zuzulassen. Alle Kosten übernimmt das Land.

Am Wochenende haben viele Einsatzkräfte des Roten Kreuzes, der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes dafür gesorgt, dass die Flüchtlinge ein Dach über den Kopf, einen Platz zum Schlafen, Essen und ärztliche Versorgung erhalten. Das war eine Meisterleistung, weil dies in kürzester Zeit und vor allem mit viel ehrenamtlichem Engagement von Menschen, die sich das Wochenende wahrscheinlich auch anders vorgestellt hatten, ermöglicht wurde.

Die Flüchtlinge bleiben nur kurz in der Stadt. Schon bald werden sie in Karlsruhe ihren Asylantrag stellen und bekommen dann eine vorläufige Unterkunft irgendwo in Baden-Württemberg, bis über ihren Antrag entschieden wird. Trotzdem sollten wir uns als Gastgeber präsentieren, die in einer weltoffenen Stadt viel Wert auf eine Willkommenskultur legen. Wie das konkret aussehen könnte, wird momentan unter verschiedenen Akteuren in der Stadt beraten. In Karlsruhe hat sich dazu ein breites Bündnis an Bürgerinnen und Bürgern formiert, die Flüchtlinge besuchen, Spenden sammeln und verteilen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so oder ähnlich auch bei uns funktionieren könnte. Denn auch wenn man weder die Sprache, noch die Buchstaben, noch die Gepflogenheiten kennt: menschliche Wärme und Solidarität werden immer und überall verstanden.


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