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30.10.2013

Gelingt der Bildungsaufbruch?

Heidelberger Grüne informieren sich vor Ort über Auswirkungen der grün-roten Bildungspolitik - Bericht zur Veranstaltung vom 17.10.2013 im Literaturcafé

Mamdouh Butt, Norbert Theobald, Sandra Boser (MdL), Florian Kollmann (v.l.n.r.)

Die Bildungspolitik ist eines der Kernprojekte der Landesregierung. Mit der Einführung der Gemeinschaftsschule, der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung sowie zusätzlichen Investitionen in frühkindliche Bildung, Schulsozialarbeit und Krankheitsvertretungen wurden hier bereits wichtige Akzente gesetzt. Die Reform der Lehrerbildung, die regionale Schulentwicklungsplanung sowie ein Gesetz zum Ganztagsschulausbau sollen noch folgen. Andererseits ist in den letzten Monaten ebenfalls immer wieder Kritik daran geäußert worden, dass die Sparanstrengungen zum Abbau des von Schwarz-Gelb geerbten Schuldenbergs auch den Bildungsbereich miteinbeziehen. Vor diesem Hintergrund wollten sich die Heidelberger Grünen zur Halbzeit der Legislaturperiode vor Ort informieren, was vom Bildungsaufbruch ankommt, wo es Verbesserungen gibt, aber auch welche Probleme nach wie vor bestehen. Mitglieder des Kreisvorstands und der Gemeinderatsfraktion haben daher zwischen 17. und 24. Oktober insgesamt elf Heidelberger Schulen aller Schularten besucht und dort Gespräche mit den Schulleitungen sowie mit Vertretern aus Lehrer-, Eltern- und Schülerschaft geführt. An einzelnen Gesprächen haben außerdem die Heidelberger Abgeordnete und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sowie die bildungspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Sandra Boser, teilgenommen. Die Schulbesuche wurden ergänzt durch eine öffentliche Veranstaltung am 17.10. im Literaturcafé, bei der Sandra Boser mit den Vorsitzenden des Gesamtelternbeirats und des Jugendgemeinderats, Norbert Theobald und Mamdouh Butt, über die grün-rote Bildungspolitik diskutiert hat.

Sehr hilfreich waren die vielen Rückmeldungen, die die Schulen gerade hinsichtlich der Herausforderungen gegeben haben, vor denen sie stehen. Diese haben nicht nur, aber doch immer wieder auch mit den Einsparungen im Bildungsbereich zu tun, die sich z.B. auf das vorbildliche Angebot zur Hausaufgabenbetreuung am Bunsen-Gymnasium auswirken oder auf das AG-Angebot am Helmholtz und damit den Lehrerinnen und Lehrern, die solche Angebote mit viel persönlichem Engagement trotz geringerer Ressourcen vom Land aufrecht erhalten, viel abverlangen. Umso erfreulicher hingegen war die Einschätzung der Schulen zur Lage der Unterrichtsversorgung. Diese habe, so Theresia Bauer, für die Landesregierung oberste Priorität. Daher wurde zuletzt auch die Reserve für Krankheitsvertretungen um 200 Stellen jährlich aufgestockt, was offensichtlich zur Entlastung beigetragen hat und insbesondere den Gymnasien geholfen hat, die im Verlauf des doppelten Abiturjahrgangs aufgelaufenen Überstunden wieder abzubauen.

Dennoch wurde deutlich, dass gerade viele Eltern und Lehrer mit großen Sorgen auf den angekündigten Abbau von 11.600 Lehrerstellen bis 2020 blicken. An fast allen besuchten Schulen wurde vor einer weiteren Zunahme der Belastungen von Lehrerinnen und Lehrern gewarnt. Es war daher wichtig, dass Sandra Boser auf den zwingenden Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Schülerzahlen und dem angestrebten Stellenabbau hinwies: „Bis 2020 werden die Schülerzahlen im Land allen Prognosen zufolge um rund 20% zurückgehen – wir werden aber nur 10% der Lehrerstellen abbauen. Alles, was darüber hinaus durch den Rückgang der Schülerzahlen an Ressourcen frei wird, stecken wir in die Qualitätsverbesserung“, so die Abgeordnete am 17.10. im Literaturcafé. Sie verwies außerdem auf die vom Ministerpräsidenten gemachte Zusage, dass im Falle eines geringeren Schülerrückgangs auch der Lehrerstellenabbau überprüft werden müsse.

Jenseits der landespolitischen Fragestellungen wurden auch kommunale Gestaltungsmöglichkeiten diskutiert. So gab es gerade von den Gymnasien die Rückmeldung, dass die von der Landesregierung zur Verfügung gestellten Mittel für den Ausbau der Schulsozialarbeit bisher noch nicht an den Schulen ankommen. Die Verteilung dieser Mittel obliegt jedoch den Kommunen, so dass die Heidelberger Grünen hier nochmals genauer in den Blick nehmen werden, ob die Stadt genug aus den vom Land bereitgestellten Mitteln macht. Ein weiteres kommunales Thema der Gespräche waren die Rahmenbedingungen für die Bereitstellung einer funktionsfähigen IT-Infrastruktur.

„Alle Schulen, die wir besucht haben, haben viel zu bieten und leisten auf ihre Weise einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen Heidelberger Bildungslandschaft“, berichtet der grüne Kreisvorsitzende Florian Kollmann. „Die Gespräche, die wir geführt haben waren offen und konstruktiv und es wurde deutlich, dass es niemandem darum geht, bildungspolitische Ideologien zu vertreten – stattdessen stand das Ziel im Vordergrund, ein optimales Bildungsangebot für alle zu erreichen.“ Dabei sei zwar immer wieder kontrovers, aber stets an der Sache orientiert diskutiert worden. „Diese Sachlichkeit in der bildungspolitischen Diskussion wünschen wir uns auch auf der Landesebene und hoffen, dass wir mit dem hier in Heidelberg angestoßenen Dialogprozess dazu einen kleinen Beitrag leisten konnten“, so Florian Kollmann abschließend.


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