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13.01.2010

Gute Ideen für die Kommune

Erfolgreicher Neujahrsempfang der Grünen am 10.Januar 2010

Die Grünen sind im 30. Jahr ihres Bestehens mitten in der Gesellschaft angekommen, sie setzen Themen und sie zeigen, wie’s geht. Beispielsweise mit Stadtwerken, die tatsächlich noch in Bürgerhand sind und nicht nur Energie sparsam einsetzen, sondern auch noch Geld sparen. Nicht von ungefähr hatte der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen Heidelberg zu seinem diesjährigen Neujahrsempfang Boris Palmer eingeladen. Der ist nicht nur Lebensgefährte der Heidelberger Europa-Abgeordneten Franziska Brantner, sondern auch seit drei Jahren Oberbürgermeister von Tübingen. Und versetzt von dort aus mit zupackender Kommunalpolitik viele in Staunen.

Aber auch Heidelberg kann sich sehen lassen. Das ist für Bürgermeister Wolfgang Erichson keine Frage. Er begrüßte im klub_k des Karlstorbahnhofs die gut 150 Gäste aller Altersgruppen. Von Überalterung keine Spur, zumindest nicht in der Stadt am Neckar. Auch sonst, so Erichson, ist die Partei gut aufgestellt. Neben Franziska Brantner in Europa, vertritt Fritz Kuhn die Grünen auf Bundesebene, Theresia Bauer im Land und drei Gemeinderätinnen und drei Gemeinderäte in der Stadt, ganz zu schweigen von 27 Vertreterinnen und Vertreter in den Bezirksbeiräten. Wie sich das gehört, war zum Empfang natürlich auch die Kultur eingeladen. „Anders“ ein waschechtes Heidelberg A Capella-Quartett (der Fünfte weilt gerade in Kanada) hat sich der Pop Musik im ungewöhnlichen Sound verschrieben und dürfte an diesem Abend zahlreiche Fans gewonnen haben.

 Die hat Boris Palmer ohnehin. Gilt er doch nicht nur als brillanter Kopf, sondern auch als Stadtoberhaupt mit originellen Ideen. Kein Wunder, dass die Tübinger ihre Stadtwerke nicht nur zu 100 Prozent im Eigenbesitz haben, sondern auch damit ganz neue Wege beschreiten. Die Eigentumsverhältnisse machen viel aus, so Palmer, der qua Amt Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist. Beispielsweise dominieren im gleich an seine Stadt angrenzenden Einzugsbereich der EnBW die Nachtspeicheröfen. Warum das so ist? Die wurden einst propagiert, weil nachts der Atomstrom verkauft werden muss.

„Wer kennt seine Heizungspumpe näher?“ Diese Frage bereitete sichtlich Unbehagen. Dabei lag das Heidelberger Publikum mit zehn Prozent Ja-Sagern gar nicht so schlecht. Die Quote ist überall ähnlich, dabei liegt hier richtig Einsparpotenzial begraben. Deshalb machen die Tübinger Energieversorger es den Kunden leicht. Die bauen ihnen einen drehzahlgesteuerte Hocheffizienzpumpe ein, die mit hoher Drehzahl dreht und viel weniger Strom verbraucht. Dafür zahlen die Leute vier Jahre für 480 Kilowatt mehr Strom, danach verschwindet der Posten von der Rechnung und die Pumpe gehört ihnen. Einsparpotenzial in Euro über die Lebenszeit: 1000 Euro, das überzeugt sogar sparsame Schwaben. Energie wird 70 bis 80 Prozent eingespart, die Pumpe kostet 300 Euro und die Handwerker freuen sich über die Aufträge.

Doch gute Ideen allein reichen nicht, man muss auch darüber reden. Deshalb fanden die Gäste des Neujahrsempfangs der Hölderlin-Stadt drei Punkte zum Ankreuzen auf ihrer Einladung: a.) ich komme nicht, b.) ich will Ökostrom, c.) Nein, ich will nichts für den Klimaschutz tun. Dieser „sanfte Zwang“ zeigte Wirkung. Kaum einer wollte danach auf die alternativen Energiequellen verzichten, zumal sich der Aufschlag in Grenzen hält. „Den Leuten zeigen, was sie tun können, dann kommt etwas in Gang“, so der Tübinger OB. Dazu gehört auch der Wärmetauscher im Abwasserkanal, der mithilft, ein Schulzentrum zu beheizen oder der „Blaue Samstag“, bei dem alle kostenlos mit Bussen und Bahnen in die Stadt kommen können.

Was die pfiffigen Vorschläge angeht, ist kein Ende abzusehen. Die Kühlschränke hat nicht nur Palmer als Energiefresser entdeckt. Wenn es nach ihm ginge, würde der Grüne gerne hier eine Verschrottungsprämie ausgelobt sehen. Denn, so seine These, da ließe sich jede Menge Energie sparen und deutsche Firmen wären bei den Geräten der Klimaklasse „A++“ auch ganz vorne mitdabei. Ein Gerät, das noch tut, einfach so zu entsorgen, da tun sich seine Schwaben freilich schwer. Dafür finden sie es gar nicht schlecht, dass das Stadtoberhaupt die Dienstfahrzeuge abgeschafft hat und jetzt nur noch mit dem Elektrofahrrad unterwegs ist. Selbst auf den steilsten Hügeln kommt der Anzugträger niemals verschwitzt an und der Verbrauch mit 0,1 Liter auf 100 Kilometer ist auch Gütelklasse 1. Doch die Tübinger Stadtwerke und ihr Stadtoberhaupt belassen es nicht beim Wirken auf der eigenen Gemarkung. Der Aufschlag für Ökostrom von eins bis vier Cent pro Kilowattstunde, den zwischenzeitlich 4000 der 40000 Haushalte freiwillig berappen, wird in ein Neckarkraftwerk gesteckt und in einen Hochseewindpark, an dem die Tübinger beteiligt sind. Die Technik dazu kommt übrigens zu 80 Prozent aus Bayern und Baden-Württemberg. Und am Ende bleibt bei diesem Wirken sogar nocht etwas übrig. Einen Umsatz von 150 Millionen Euro machen die Tübinger Stadtwerke, bei denen auch die Parkhäuser und der Nahverkehr angesiedelt sind. 15 Millionen Euro bleiben da in der Stadtkasse. „Ohne dieses Geld“, so Palmer ehrlich, „könnte unsere Stadt so gut wie gar nichts mehr investieren“. Ein Grund mehr, die Stadtwerke zu behalten oder wieder in eigen Hände zu bekommen.


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