18.06.2008

Wir bauen einen Tunnel

Es wäre für die Entwicklung unserer Stadt wirklich hilfreich, wenn mal in Zusammenhängen gedacht würde statt in Einzelprojekten!  Aber gut. Wir bauen einen Tunnel. Darin kommt man gut an der Altstadt vorbei - dort soll ja aber gerade mit zusätzlichen Einzelhandelsflächen mehr Kundschaft hin. Aber gut. Wir bauen einen Tunnel und an dessen westlichem Ende dürfen die Einkäufer dann links zum Bismarckplatz abbiegen und oberirdisch wieder zurück, z.B. in die Tiefgarage Ebertplatz fahren. Bloß: der Bismarckplatz ist völlig dicht, und als Verkehrsknoten schon jetzt total überlastet. Aber gut. Wir bauen einen Tunnel und setzen darauf, dass die, die Einkaufen wollen, durch den Schlossbergtunnel fahren und sich dann in die Altstadtgassen ergießen. Wie kommen aber die Touristen zum Neckarmünzplatz, die Anwohner zu ihren Wohnungen und unsere Kongressgäste in die hoffentlich bald erweiterte Stadthalle? Tja, die fahren weiterhin oberirdisch auf der B 37 und bescheren z.B. dem oberen Neckarstaden nette 180% mehr Verkehr. Die Patienten im Vincentius, die privaten Anwohner und die Schüler des KFG werden danken. Aber gut. Wir bauen einen Tunnel und werten das Gelände des Altklinikums auf. Dummerweise endet die Stadt am Fluss aber an der Heussbrücke. Hochwertiges Wohnen, die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler in der alten Krehlklinik und die Patienten der neuen Klinik für plastische Chirurgie werden weiter mit dem Rücken zum Fluss leben müssen. Aber gut. Wir haben einen Tunnel gebaut und unsere Kinder werden zu Recht fragen, warum wir nicht vorher nachgedacht haben.