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08.01.2008

Rede von Wolfgang Erichson zum Neujahrsempfang 2008

Erste Erfahrungen, Ideen und Konzepte zur Integration und Teilhabe in Heidelberg

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

Über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel, von denen ich hoffe, dass auch Sie die Gelegenheit hatten, ein wenig auszuspannen und Zeit mit Menschen zu verbringen, die Sie besonders gern haben, war es mir nicht nur möglich die ersten drei Monate meiner Amtszeit, sondern das gesamte Jahr 2007, das für mich mit so großen Veränderungen verbunden war, Revue passieren zu lassen.

Natürlich sind Sie – und seid Ihr – neugierig darauf zu erfahren, wie ich als jemand der von außen gekommen ist, den Heidelberger Politikbetrieb in meinen ersten 100 Tagen so erlebt habe und wie ich ihn einschätze.

Mit Freude habe ich festgestellt, dass die Neugier auf das neue Dezernat und auf mich nicht nur in Heidelberg immer noch sehr groß ist. Das gibt mir viele Möglichkeiten mit Menschen, darunter natürlich auch wichtigen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, ins Gespräch zu kommen.

Dabei habe ich feststellen können, dass die Bereitschaft Integration und Chancengleichheit in Heidelberg, so wie vom Gemeinderat gewünscht, stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, bei allen Beteiligten vorhanden ist. Daher habe ich mein erstes Ziel dass die Menschen in Heidelberg das neue Dezernat als eine Bereicherung ansehen schon erreicht.

Um weitere Ziele erreichen zu können war es für mich wichtig zu beobachten wie in Heidelberg Politik gemacht wird und wie Entscheidungsprozesse ablaufen.

Für 2008 habe als Motto einen Satz von Henry FORD gewählt: "Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr als Bremse oder als Motor benutzen willst."

Für jemanden der aus Berlin kommt, erlaube ich mir die Bemerkung, das Motor in Heidelberg zu sein nicht einfach sein wird, denn Politik und Entscheidungsprozesse in Heidelberg sind schon ziemlich gewöhnungsbedürftig.

DAS POSITIVE ZUERST:

In meinem Interview aus Anlass meiner Amtseinführung hatte die Rhein-Neckar-Zeitung als Schlagzeile mein Zitat gewählt "Hauruck-Lösungen sind in dieser Stadt nicht möglich".

Mit diesem Bild verbinde ich den positiven Eindruck, dass Entscheidungen aller Art, egal ob es sich um kleinere Entscheidungen im direkten Wohnumfeld als auch um wirklich große Entscheidungen der Stadtpolitik handelt, in Heidelberg einen intensiven Diskussionsprozess in auslösen.

Ich habe mich ja ganz bewusst vor Jahren dafür entschieden Kommunalpolitik zu machen weil mich die Grundbedürfnisse und Alltagssorgen der Menschen in den Städten interessieren. Gerade Kommunalpolitik zumal grüne Kommunalpolitik bietet Bürgerinnen und Bürgern die große Chance, sich einzubringen, sich einzumischen, ihre

Angelegenheiten selbstbestimmt zu organisieren. Diese erfreulich demokratische Einstellung ist in weiten Teilen der Heidelberger Bevölkerung verankert.

Das Spannende an dieser Form der Entscheidungsfindung ist es ja gerade, dass sie von der Verwaltung und mir als politischem Mandatsträger fordert, Entscheidungen transparent zu machen, Entscheidungsgründe zu erklären und zu erläutern, und mit den Bürgerinnen und Bürgern in einen Diskussionsprozess einzutreten, um gemeinsam zu versuchen, eine Lösung zu finden, mit der möglichst viele Menschen zufrieden sein können.

Was mich dann doch überrascht hat, – und nun komme ich zum eher negativen Eindruck – ist meine Beobachtung, dass in Heidelberg dieser Diskussionsprozess eher in einer Art Endlosschleife abläuft ungefähr so wie sie in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" so treffend erzählt wird. In der mir eigenen Berliner Schnoddrigkeit – die kein Berliner so je richtig ablegen kann – die ist einfach so in uns drinne – habe ich dieses Phänomen das Heidelberg-Paradoxon genannt.

Natürlich kann man unterschiedlicher Auffassung zur Art und Notwendigkeit der Sanierung des Theaters sein, gegen oder für einen Tunnel im Rahmen des Konzeptes "Stadt am Fluss" sein. Natürlich finden manche Einkaufszentren in der Innenstadt super und für andere sind sie der schlimmste anzunehmende Unfall, zumal auch fast jeder unter Einkaufszentrum etwas anderes versteht . Man kann natürlich für und gegen den Verkauf von städtischen Wohnungen sein ; es gibt sicherlich Gründe gegen ein neues Bürgerzentrum in Neuenheim, gegen die Bebauungspläne in der Kurfürstenanlage, gegen den Abriss der Kolonnaden auf dem Ebertplatz und den Bau einer Tiefgarage . Man kann auch trefflich über die Notwendigkeit und die Art und die Weise des Neubaus eines Kongresszentrums streiten, und über das Drei-Märkte-Konzept Boxberg/Emmertsgrund und den Hortus Palatinus sowieso.

Das Problem, das diesem Paradoxon innewohnt ist weder Verweigerungshaltung noch Diskussionsfreude, sondern dass es in Heidelberg keine Instrumente gibt, wie solche Diskussionsprozesse zu einem Abschluss gebracht werden können weil alle Seiten über ein extrem ausgeprägtes Beharrungsvermögen verfügen.

Ich glaube beobachtet zu haben, das die Tugend eine einmal gefasste Meinung auch ändern zu können, weil mich die Argumente meines gegenüber zum nachdenken gebracht haben, in Heidelberg entweder gar nicht ausgeprägt ist oder sich in extremer Windanfälligkeit zeigt.

Die österreichische Schriftstellerin Marie von Eber-Eschenbach hat es einmal so formuliert: "Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein."

Und von Goethe gibt es das wundervolle Zitat: "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben."

Ich möchte gern dazu beitragen dass auch in Heidelberg mit Respekt gestritten wird und zwar dem Respekt den Voltaire einmal mit den Worten beschrieben hat: "Ich teile zwar nicht Deine Meinung, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Du sie äußern darfst."

Das Bild das ich mit all diesen Zitaten bei Ihnen und EUCH erzeugen möchte ist meine politische Erfahrung, dass es gerade dieser Respekt ist, der es uns ermöglicht, in Entscheidungsprozessen Endpunkte zu finden an denen dann auch wirklich entschieden wird und Endpunkte zu finden, die auch von denen akzeptiert werden können, die sich mit ihrer Überzeugung nicht durchsetzen konnten.

Alle Seiten, Verwaltung, politische Spitze der Stadt als auch jeweils betroffene Bürgerinnen und Bürger sollten soviel Respekt voreinander haben zu akzeptieren, dass auch die jeweils andere Seite gute Argumente und gute Gründe hat, so zu agieren, so zu handeln und solche Vorschläge zu machen, wie sie gemacht werden.

Ich persönlich stehe für einen Politikansatz der Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit in den Vordergrund stellt, und somit versuche ich erst gar nicht jedem und allen zu gefallen oder wie in Heidelberg oft gesehen windanfällig zu sein.

- Natürlich muss Politik immer versuchen, einen möglichst breiten Konsens zu finden.

- Natürlich soll Politik die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen.

Politische Verantwortung zu übernehmen und zu tragen, heißt aber auch für politische Mandatsträgerinnen und Mandatsträger für Entscheidungen zu werben aber auch Entscheidungen zu treffen. Eine Politik des ewig Diskutierens, des nicht Entscheidens und des immer wieder von neuem Diskutierens ist eine Politik des Stillstandes.

Natürlich muss man als Bürgermeister Widerstand wahrnehmen und natürlich darf man nicht halsstarrig an seiner Meinung festhalten. Aber genauso wenig darf man gleich beim ersten Gegenwind sein Mäntelchen in den Wind hängen um einer vermeintlichen Mehrheit zu gefallen zu sein.

Diese Art der Politik schützt die Starken, die Lauten und die gut organisierten Lobbys. Sie vergisst die Unorganisierten, die Leisen, die Zurückhaltenden und all jene die keine Lobby haben.

Für mich als dem Bürgermeister, der Teilhabegerechtigkeit im Blick hat stehen diese stillen, oftmals vergessenen, unorganisierten Menschen im Mittelpunkt meiner Politik. TEILHABEGERECHTIGKEIT – wie ich sie verstehe – steht für den Abbau von Benachteiligungen, die Menschen aufgrund von Geschlecht, sozialer, kultureller und regionaler Herkunft oder körperlicher Behinderung und Sexualität erfahren. Im Mittelpunkt steht also die Anerkennung der Verschiedenheit von Menschen, ihrer unterschiedlichen Biografien, Lebensweisen sowie Befähigungen und Förderung der Entfaltung ihrer jeweiligen Lebensperspektiven.

Natürlich ist durch die Art und Weise, wie in den siebziger Jahren in Heidelberg Politik gemacht wurde, viel Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern zerstört worden. Dies darf doch aber dreißig Jahre später nicht immer noch dazu führen, dass bei allem und jedem, was durch Politik und Verwaltung vorgeschlagen wird, reflexartig eine Gegenbewegung entsteht, die meint, verhindern zu müssen, was Politik vorschlägt. Heidelberg braucht eine normale Diskussionskultur in der wir miteinander streiten und argumentieren, aber auch lernen Entscheidungen zu akzeptieren, die uns nicht gefallen, die wir gern anders gehabt hätten oder die wir lieber verhindern wollten.

Erlauben Sie mir noch einen Ausblick auf ein paar Projekte, die ich gern in 2008 gemeinsam mit Ihnen anpacken möchte:

Migranten nehmen eine besondere Position ein – besonders in der Wissenschaftsstadt Heidelberg. Hier ist heute schon sichtbar, was bald für das ganze Land gilt: Der Arbeitsmarkt und damit auch unsere sozialen Sicherungssysteme sind zukünftig immer mehr auf bessere Integration unserer Migrantinnen und Migranten aber auch auf weitere Zuwanderung angewiesen, denn schon jetzt ist Arbeitskräftemangel – insbesondere bei höher Qualifizierten – eines unserer größten Probleme.

Auch in Heidelberg gilt: Zu viele brechen die Schule ab, zu wenige erreichen höhere Abschlüsse, überdurchschnittlich viele sind arbeitslos und von ungesicherter Beschäftigung betroffen. Wir können dabei auf keine und keinen verzichten. Schon gar nicht auf Migrantengenerationen, die obwohl sie Deutsche sind (oder werden wollen), hier keine ausreichende Ausbildung erfahren und damit ihre Potentiale nicht ausschöpfen können.

Ein Zitat von Karl Jaspers habe ich bei meiner Amtseinführung mit seinem wunderbaren Gleichnis über Heidelberg "die Welt in einer Stadt" zur Grundlage meiner Migrations- und Ausländerpolitik gemacht um damit klar zu machen, dass ich für eine ganzheitlich und sozialräumlich angelegte Integrationspolitik stehe.

Dazu habe ich einen Prozess zur Erstellung eines kommunalen Integrationsplan für Heidelberg initiiert. Der Plan soll von jenen erarbeitet werden die schon jetzt mit Ausländerinnen und Ausländern sowie mit Migrantinnen und Migranten deren Leben, deren Sorgen und Problemen täglich befasst sind.

In einer ersten Veranstaltung im Dezember mit 40 Vertreterinnen und Vertretern von staatlichen Behörden, Wohlfahrtsverbänden, von Migranten-dachverbänden haben wir Arbeitsgruppen gebildet, die in 2008 eine kritische Situationsanalyse versuchen und erste Ziele und Konzepte für den Integrationsplan entwickeln.

Am 13. Februar werden wir mit einer 2. Auftaktveranstaltung, zu der wir über 400 Gruppen, Vereine und Organisationen von Sportvereinen über Kulturvereinen, studentische Ausländerorganisationen, Migrantenorganisationen, Stadtteilvereine usw. eingeladen haben, noch mehr Menschen suchen, die Lust haben in diesem Prozess mitzumachen.

Parallel dazu werden wir mit dem in Heidelberg ansässigen Institut Sinus Sociovision, die letztes Jahr eine bemerkenswerte Studie über die Milieus von Migrantinnen und Migranten gemacht haben, zusammenarbeiten.

Da das Institut eine quantitative bundesweite Untersuchung für das Frühjahr 2008 plant können wir über eine HEIDELBERG STICHPROBE versuchen herauszufinden, wie groß diese Ausländermilieus in Heidelberg sind und können uns dann mit den bundesweiten Ergebnissen vergleichen.

Zielpunkt soll sein, bis spätestens zum 1. Quartal 2009 einen kommunalen Integrationsplan für Heidelberg vorzustellen, der ganz konkret auf die Heidelberger Bedürfnisse bezogene Maßnahmen beschreibt, die zur Verbesserung der Integration wirklich beitragen können.

Im Bereich der Chancengleichheit hat Heidelberg als erste bundesdeutsche Stadt die europäische Charta für Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene nicht nur unterzeichnet, sondern dank der sehr engagierten Arbeit der Frauen des Amtes für Chancengleichheit und ihrer Leiterin Dörthe Domzig auch einen konkreten Gleichstellungsaktionsplan im Gemeinderat vorgelegt, der einstimmig in Kraft gesetzt wurde.

Diesen Erfolg möchte ich nicht auf meine Fahnen heften, da die Vorarbeiten bereits weit vor Beginn meiner Amtszeit begonnen haben.

Meinen persönlichen Politikstil erkennen Sie aber daran, dass zur Umsetzung des Planes sehr konkret und sehr kleinteilig 47 Maßnahmen beschrieben sind, deren Erfolg messbar sein soll. Wir können somit überprüfen, ob das, was wir theoretisch für richtig halten, in der praktischen Umsetzung auch funktioniert. Und mit diesem Anspruch soll auch der kommunalen Integrationsplan erarbeitet werden.

Vertrauen können wir bei den Menschen nur dann gewinnen, wenn jede und jeder die Chance hat nach zu vollziehen mit welchen Mitteln und wie die gewünschten Ziele erreicht werden.

Ich persönlich glaube, dass dies der richtige Weg ist, um Vertrauen in Politik und Verwaltungshandeln zu festigen.

Dieses gilt natürlich besonders für den auch von mir zu verantwortenden Bereich Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten.

Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass der Ausgleich zwischen den Interessen der Menschen z. B. in der Altstadt und den touristischen Bedürfnissen einer Stadt wie Heidelberg nur sehr schwer in Einklang zu bringen ist.

Nichtsdestotrotz werde ich mit einem MASTERPLAN ALTSTADT versuchen, beide Interessen miteinander in Ausgleich zu bringen. Es gilt sich auf ein paar Grundsätze zu verständigen, Verabredungen zu treffen, die mehr als nur für jeweils eine Saison Gültigkeit haben und die es uns erlauben nicht bei jedem Einzelfall wieder neu in eine Grundsatzdebatte einzutreten.

Das dies sehr schwer werden wird weiß ich spätestes seit jenem für mich doch erschreckenden Ausruf eines Bezirksbeirates in der Altstadt der Touristen als Belästigung empfindet. Auch hier wünsche ich mir ein wenig mehr von der Toleranz und dem gegenseitigen Respekt, den ich vorhin beschrieben habe.

Bürgerdienste in Heidelberg haben nicht nur die sehr hohe und bundesweit einmalige Qualität der Dienstleistungen, sondern sie werden in dem Bewusstsein erbracht, dass auch Ordnungsangelegenheiten dem Dienst am Bürger zu zuordnen sind.

Mit der Zusammenführung der ordnungsbehördlichen Ausländerangelegenheiten und der Schaffung eines Sachgebietes Migration sind bereits vor meinem Amtsantritt wichtige Weichen richtig gestellt worden. Nur dieser ganzheitliche Ansatz ordnungsbehördliche Notwendigkeiten mit integrationspolitischen Erfordernissen in Einklang zu bringen, ist geeignet Vertrauen von Migrantinnen und Migranten in Verwaltungshandeln herzustellen.

Der ganz wichtige Bereich der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, für den ich auch zuständig bin liegt mir sehr am Herzen. Natürlich profitiert auch Heidelberg zur Zeit davon, dass die Arbeitslosigkeit zurückgeht, insbesondere auch ältere Menschen über 50 wieder Arbeit finden, auch langzeitarbeitslose Menschen wieder in Lohn und Brot kommen. Allerdings geht der Aufschwung bisher auch in Heidelberg an den Hartz-IV-Empfängerinnen und Empfängern weitgehend vorbei, da die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften in Heidelberg zwar nicht mehr ansteigt, aber leider auch noch nicht sinkt.

Die Programme und Maßnahmen, die das Dezernat IV auflegen kann, um für die unterschiedlichsten Zielgruppen sicherzustellen, dass sie eine Chance haben, teilzuhaben, dass sie die Möglichkeit haben, entweder in Ausbildung zu kommen oder wieder ins Erwerbsleben zurückzukehren, sind begrenzt. Sinkende Landesmittel und eine Halbierung der Fördermittel des europäischen Sozialfonds durch die baden-württembergische Landesregierung haben dazu geführt, dass ich gleich zu Beginn meiner Amtszeit mit den vielfältigen Heidelberger Beschäftigungsträgern darum ringen musste, wie wir deren Arbeit künftig sicherstellen.

Dies ist nicht ohne Verwerfungen abgegangen. Ich habe im Zusammenhang mit den oft schwierigen Verhandlungen gelernt, dass meine sehr direkte Art nicht immer verstanden wird, und ich verspreche gern da an mir zu arbeiten zumal es Menschen gibt, die mir da ganz unverkrampft auch Rückmeldungen geben.

Im Bereich des Landschafts- und Forstamtes habe ich sehr schnell lernen können, dass Heidelberg einen vorbildlich nachhaltigen Umgang mit seinen Ressourcen pflegt. Nicht umsonst ist Heidelberg im letzten Jahr im Bereich Umwelt- und Naturschutz mehrfach ausgezeichnet worden. Hier sind aus den Zeiten von Beate Weber Maßstäbe gesetzt worden, die es zu halten und auszubauen gilt. Mit großer Sorge sehe ich allerdings den Versuch des Landes Baden-Württemberg, im Bereich der Forstwirtschaft durch die Errichtung eines Landesbetriebes für die Landesforsten mit hohen Erlösvorgaben eine behutsame und nachhaltige Forstpolitik nicht mehr möglich machen wird. Es ist der falsche Weg Wald künftig nur als eine Ressource für Holz anzusehen die möglichst schnell und umfassend zu vermarkten ist.

Was die Heidelberger Grünflächen betrifft, so gibt es hier Verbesserungsbedarf, insbesondere weil es zu wenige Grünflächen gibt und es gibt natürlich den Konflikt um die Nutzung der Neckarwiesen.

Ich will mich da ganz klar positionieren auch wenn ich weiß das ein Teil der Neuenheimer mit dafür nicht mögen wird:

Natürlich gilt auch hier der Grundsatz dass die Interessen all jener Menschen, die ihre Freizeit auf der Neckarwiese verbringen wollen, mit den Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner, die an der Neckarwiese wohnen, in Einklang zu bringen ist.

Aber wir müssen akzeptieren, dass sich mit dem Klimawandel auch unser Verhalten dahingehend verändert, dass wir länger und öfter unsere Freizeit im Freien verbringen wollen. Die Neckarwiese ist natürlich in ihrer exponierten Lage nicht nur ein Schmuckstück sondern sie soll natürlich von allen Menschen genutzt werden können und nicht nur von jenen die das Glück und das Privileg haben, dort direkt wohnen zu dürfen.

Allerdings erwarte ich auch, dass alle Besucherinnen und Besucher, der Neckarwiese oder der Altstadt nicht vergessen auch daran zu denken, dass nicht umsonst einer der Grundsätze unseres sozialen Zusammenlebens im Grundgesetz steht:

"Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt."

Wobei das für mich Erstaunliche ist, dass die Hauptbeschwerden in Neuenheim nicht etwa von den Anwohnerinnen stammen, die in der ersten oder zweiten Reihe direkt an der Neckarwiese wohnen, sondern von jenen, die viel weiter hinten wohnen.

Bürgerschaftliches Engagement bedeutet eben nicht nur, dass man sich in Vereinen, in Gruppen und anderswo gemeinnützig engagiert, sondern bürgerschaftliches Engagement bedeutet für mich auch, dass die Menschen in ihrer Haltung gegenüber ihren Mitmenschen nie vergessen, ihre persönlichen Interessen so zu leben, dass die Interessen anderer Menschen möglichst nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch hier gilt es, das zu beherzigen, was ich bereits vorhin als einen meiner Grundsätze genannt hatte, nämlich der Respekt vor der Meinung, der Auffassung und der Lebensweise des Anderen.

Diesen Respekt auch vor anderen Lebensweisen zum Ausdruck zu bringen, ist mir durch meine Zuständigkeit für das Standesamt möglich. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, ausdrücklich das Signal auszusenden, dass alle gleichgeschlechtlichen Paare, die sich entschließen, eine eingetragene Partnerschaft einzugehen, in Heidelberg vom Bürgermeister selbst getraut werden können, wenn sie dies wünschen. Damit möchte ich ein ganz persönliches Signal für Toleranz, Chancengleichheit und Akzeptanz geben.

Der große Bereich der Abfallwirtschaft, der ebenfalls in die Zuständigkeit meines Dezernats fällt, fordert natürlich den grünen Bürgermeister ganz besonders.

Der Heidelberger Ansatz "VERMEIDEN, VERWERTEN, ENTSORGEN" steht für eine nachhaltige Abfallpolitik. Die bisherige Politik, auch finanzielle Anreize zu setzen Abfall zu vermeiden und Abfall zu verwerten, werde ich fortsetzen und ausbauen.

Daher bin ich sehr froh Sie und Euch schon in diesem Jahr mit einer neuen Öffentlichkeitskampagne des Amtes für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung in Heidelberg zu überraschen. Es gilt das Erscheinungsbild – um im Bild zu bleiben – etwas aufzupolieren – oder wie es die MTV - Generation nennen würde "PIMP UP YOUR IMAGE".

Es ist mir gelungen, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, eine Kampagne auszuwählen, die ähnlich wie die Kampagne der Berliner Stadtreinigung, die wegen Ihrer Originalität und Ihres Witzes inzwischen bundesweite Aufmerksamkeit gefunden hat, die Aufmerksamkeit der Menschen in Heidelberg auf dieses wichtige Thema zu lenken, in dem sie es zu schmunzeln, lachen und nachdenken bewegt und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger arbeitet.

Ich verspreche, dass ich in 2008 weiter an mir arbeiten werde. Ich verspreche aber auch, dass ich meine klare und so hoffe ich damit auch berechenbare Linie beibehalten werde.

Ich fest davon überzeugt, das es gerade in Heidelberg ganz wichtig ist, dass die Menschen merken, dass man bereit ist, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ich finde es wichtig zu zeigen dass ich konkrete Vorstellungen habe, über die ich mit den Menschen austauschen möchte.

Ich werde dabei authentisch bleiben und sicherstellen dass jede Frau und jeder Mann merkt, dass mein Handeln, Agieren und Entscheiden einen Zusammenhang bilden.

Ich bin mir sicher so den Respekt und die Anerkennung der Heidelbergerinnen und Heidelberger durch meine Art Politik zu machen, Entscheidungen vorzubereiten und umzusetzen, zu erwerben und gemeinsam mit Euch zu beweisen, dass man in Heidelberg leidenschaftlich streiten und diskutieren aber auch entscheiden kann.

Ich bedanke mich für Ihre und Eure Geduld und freue mich jetzt auf viele gute Gespräche. In diesem Sinne wünsche ich uns allen hier und heute noch gute Gespräche, guten Appetit, ein gesundes, friedvolles und erlebnisreiches 2008.


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