07.01.2006
RNZ-Artikel: "Der Mitmach-Wahlkampf hat begonnen"
Dieses Mal keine Kulturrunde, kein Extra-Promi, keine Diskussionen - der gestrige Neujahrsempfang bei den Grünen/Alternativen brauchte keine zusätzlichen Zugpferde, um den Saal im DAI zu füllen. OB-Wahl und Landtagswahl sind prominent genug, um die Miglieder und Freunde zu mobilisieren.
Auch wenn im Vorfeld der OB-Kandidatenkür deutlich wurde, dass sich Grüne und Grüne Alternative Liste in Heidelberg nicht immer grün sind, gestern war davon jedenfalls nichts zu spüren, wenn man einmal davon absieht, dass das grüne "Urgestein" Christoph Nestor (er war Caja Thimm bei der OB-Nominierung unterlegen) durch Abwesenheit glänzte. Aber die Zeit wird Wunden heilen, und ein Wahlkampf schweißt erfahrungsgemäß zusammen.
Für die Grünen fiel gestern der Startschuss für die OB-Wahl im Oktober und die Landtagswahl im März. Caja Thimm und Theresia Bauer sind die beiden Frauen, die für die Alternativen antreten - und gewinnen wollen. Und auch wenn die Grünen auf Bundesebene nicht mehr viel zu melden haben, auf ihren Stellenwert pochen sie nach wie vor. So ist der Fraktionsvorsitzenden und Heidelberger Bundestagsabgeordneten Fritz Kuhn nach wie vor überzeugt, "dass es auf Bundes- und Landesebene nicht ohne die Grünen geht". Und noch etwas vermittelte er den Zuhörern: "Wo wir inhaltlich kämpfen, da erzielen wir gute Ergebnisse."
Dass die "Grünen vor dem Volk Bestand haben, wenn sie es nur richtig anstellen", das ist für ihn keine Frage. Keine Frage auch, dass die Heidelberger "das hinkriegen, was die Schriesheimer gerade geschafft haben": Nämlich einen grünen Bürgermeister ins Amt zu wählen. Auch wenn die Strukturen beider Städte ebenso wenig vergleichbar sind wie die Kandidaten, so werden die Heidelberger Grünen doch von der positiven Welle getragen, die von der Bergstraßenkommune ins Oberzentrum Heidelberg schwappt. Und die Partei will unbedingt die "erste grüne Oberbürgermeisterin Deutschlands stellen".
Ob es je dazu kommen wird, das wird sich Ende Oktober entscheiden. Bis dahin dürfte Caja Thimm einiges zu tun haben. Den Heidelbergern verspricht sie jedenfalls einen "ganz anderen Wahlkampf". Ein bisschen davon bekamen die Besucher gestern zu spüren, als auf die "traditionelle Politikerrede" (Bauer) verzichtet wurde und die beiden Frauen im Gespräch das vermitteln wollten, was oft übersehen wird: Die enge Verzahnung von Landes- und Kommunalpolitik - ganz nach dem winterlichen Motto: Wenn das Parlament in Stuttgart niest, dann bekommt die Stadt den Schnupfen. Den Schnupfen hat sie ja schon, sprich immer weniger Gelder fließen vom Land in die kommunalen Haushalte und entsprechende Projekte, wie die Landtagsabgeordnete Theresia Bauer feststellte. Beispiel: Erwachsenenbildung - ein Thema übrigens, um das sich die promovierte Wissenschaftlerin Thimm besonders kümmern will. Aber auch das Thema Energiepolitik sieht sie nicht nur auf Bundes-oder Landesebene angesiedelt. Hier will sie einen "Runden Tisch installieren", an dem örtliche Handwerker genauso Platz nehmen sollen, wie Vertreter der Universität.
Überhaupt propagiert die Medien-Expertin eine "neue Offenheit". Ein Vorbild - und das gibt sie unumwunden zu - ist für sie in dieser Hinsicht Theaterintendant Peter Spuhler. Caja Thimm, die angetreten ist, Beate Weber zu beerben, will einen "Wahlkampf zum Mitmachen". Am 13.1. geht übrigens dieser "Mitmach-Wahlkampf" los. Und zwar an diesem Tag rund um die Uhr, 24 Stunden lang. Mit dabei sind Bus- und Straßenbahnfahrten und Begegnungen im Chat-Room.