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15.12.2005

RNZ-Artikel: "Recht knapp, aber unerwartet deutlich"

Es war knapp, aber es war nicht ganz so knapp wie gedacht: Wie gestern bereits gemeldet, kürten die Grün-Alternativen (GAL) und die Grünen Caja Thimm zu ihrer OB-Kandidatin. Bei einer Mitgliederversammlung erhielt sie 71 von 129 Stimmen (55 Prozent). Ihr Mitbewerber Christoph Nestor kam auf 56 Stimmen. Damit wurde GAL und Grünen ein zweiter Wahlgang (und möglicherweise allerhand Spannungen innerhalb oder gar zwischen GAL und Grünen) erspart, weil Thimm sechs Stimmen mehr als die absolute Mehrheit bekam.

 

Im Vorfeld war das Rennen zwischen der 47-jährigen Kommunikationswissenschaftlerin und dem 53-jährigen Organisationsleiter des Heidelberger Mietervereins vollkommen offen, niemand traute sich eine Prognose zu. Wenn überhaupt sprach man Thimm einen hauchdünnen Vorsprung zu. Bei der Kandidatenvorstellung am Dienstag vor einer Woche sah es so aus, als hätte Nestor knapp die Nase vorn. Alles stand und fiel mit der Mobilisierung der Mitglieder. Dabei verfestigte sich der Eindruck, dass Nestor in erster Linie bei der GAL (119 Mitglieder) punkten konnte und Thimm eher bei den Grünen (250 Mitglieder). Beide Parteien zusammen (wobei sich die GAL weiter als Wählervereinigung versteht) haben etwa 343 Mitglieder, da etliche bei GAL und Grünen doppelt Mitglied sind – wie auch Thimm und Nestor übrigens. Gemessen an diesen Zahlen fand sich vorgestern ein Drittel der GAL-grünen Basis in der DAI-Bibliothek ein.

Inhaltlich unterschieden sich beide Kandidaten kaum, sie standen durchaus für dieselben Inhalte, auch wenn sie etwas andere Akzente setzen: Nestor stellte sich als der Hüter der „Wohlfühlstadt für alle“ vor, Thimm bediente vor allem die Belange der Familien. Konkrete Projekte sprachen beide in ihren kurzen Reden naturgemäß keine an, nur beim Stadion machten beide klare Vorgaben: Während Nestor erst einmal „Respekt vor Hopps Plänen“ hatte, wollte Thimm als erklärte Nichtfußballerin die Sache deutlich weniger euphorisch angehen. Beide waren sich wiederum einig, dass das Stadion die Stadt absolut nichts kosten dürfe, auch nicht der dafür nötige S-Bahn-Halt.

Im Laufe einer eher schwach strukturierten Diskussion mit teils abseitigen Fragen stellten dann Stadtrat Kai Dondorf und Bundestagsabgeordneter Fritz Kuhn die Gretchenfrage: Wie will man eigentlich die Wahl gewinnen? Auch hier eher Einigkeit im Vorgehen. Offenbar gehen die GAL-Grünen davon aus, dass sie im ersten Wahlgang vor der SPD liegen. Deswegen wollen Thimm und Nestor ein Programm stricken, dass auch für SPD- und „bürgerliche“ Wähler attraktiv ist. Wie das aussehen würde, verrieten beide nicht, die spätere Siegerin Thimm rief nach ihrer gewonnenen Wahl spontan aus: „Ich mache kein Programm alleine, sondern ein Team-Programm.“ Dafür umriss sie im Groben die Themen ihrer Plattform: neue Arbeitsplätze, eine bessere Vernetzung mit Handwerk und Mittelstand – und natürlich soziale wie generationale Gerechtigkeit.

 

Das klang alles noch nicht sehr ausgefeilt, da argumentierte Nestor etwas eleganter: Grüne Themen seien heute „sowieso schon allgemeine Themen“, da ließen sich die Leute auch ganz gut begeistern. Denn vor allem sei im Vergleich zu 1990 und 1998 der grüne Albtraum weg: eine OB, die im „linken“ Lager populär ist und dem eigenen Kandidaten keine Chance lässt. Auf eine Frage Kuhns allerdings reagierte man mit ausgesprochener Ratlosigkeit: Was macht man nur, wenn beim zweiten Wahlgang eine möglicherweise geschlagene SPD sich weigert, die Wahl des grünen Kandidaten zu empfehlen? Wird dann Caja Thimms Los genauso sprichwörtlich wie das Rezzo Schlauchs vor neun Jahren?


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