Home | Kontakt | Mitglied werden | Satzung | Spenden | Newsletter | Suche
Logo Bündnis '90/Grüne Heidelberg
Home » 

30.09.2004

"Wir dürfen nicht immer nur Personal einsparen"

 

 

Der frühere Grünen-Vorsitzende Fritz Kuhn ist Heidelberger Bundestagsabgeordneter und wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Kuhn hat eine Initiative für Wachstums- und Beschäftigungsimpulse durch Materialeinsparungen ins Leben gerufen.

 

  • Herr Kuhn, die Rohstoffpreise steigen immer weiter. Der Ölpreis hat gerade die Grenze von 50 Dollar pro Barrel übersprungen. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Es gibt in der Welt einen ungeheuren Hunger nach Rohstoffen, etwa in China oder in Indien. Daher kommen meiner Ansicht die mittlerweile konstant hohen Preise. Mein Vorschlag, um etwas dagegen zu Tun, lautet: Wir müssen aufhören, immer nur Personal zu rationalisieren, sonder wir müssen die Produktivität bei Material und Rohstoff steigern. Wer mit weniger Energie, mit weniger Kupfer oder weniger Stahl seinen Wohlstand sichern kann, der wird in Zukunft die Nase vorn haben.

  • Es könnte also mit geringeren Kosten mehr produziert werden?

Es handelt sich dabei um eine ganz einfache Produktvitätssteigerung. Studien, z.B. von Arthur D. Little, haben ergeben, dass man bis zu 20 Prozent der Materialkosten durch betriebliche Maßnahmen kurzfristig senken kann. Das ist eine ganze Menge, denn bei einigen Betrieben im produzierenden Gewerbe machen die Materialkosten bis zu 60 Prozent der Gesamtkosten aus. Wenn wir Material- und Energieverbrauch rationalisieren, haben wir also eine gute Innovationsstrategie in Deutschland.

  • Wenn das so einfach ist, warum wurde es dann bislang nicht gemacht?

Wir haben seit 15 Jahren eine Standort-Diskussion, die sich vor allem auf die Lohnkosten konzentriert. Deswegen haben wir bislang keine systematische Ausbildung und Beratung zur Senkung der Materialkosten. Dies ändert sich durch die Erdölpreise von über 50 Dollar pro Barrel oder den Kupferpreis, der in den letzten zwei Jahren um über 100 Prozent gestiegen ist. Jetzt muss das Wissen, dass notwendig ist, um Rohstoffe zu sparen, in die Betriebe. Dann können wir viel Geld sparen und bleiben konkurrenzfähig.

  • Wo lässt sich denn am meisten sparen?

Das ist natürlich von Betrieb zu Betrieb verschieden. Es gibt Betriebe, die haben ein riesiges Potential an Energieeinsparung. Es gibt aber auch Branchen, die sehr stark einsparen können bei Stahl, Kupfer oder anderen Materialien. Entscheidend ist aber, dass es bereits heute Managementmethoden gibt, um die Kosten richtig zu erfassen und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Rationalisierung zu legen.

  • Betrifft das auch die Endverbraucher, etwa beim Benzinverbrauch?

Das ist nochmal ein anderes Thema. Selbstverständlich müssen wir auch da sparen. Es gibt ein einfaches Beispiel, wie man allein durch das Fahrverhaltenbeim Auto schon 20 Prozent Sprit sparen kann, wenn man anders fährt. So ähnlich haben wir es nun vor für die Unternehmen. Man muss die Schwachstellen, da wo man die meisten Ressourcen verbraucht, ohne es zu wissen, aufdecken.

  • Gibt es denn schon Resonanz aus der Wirtschaft?

Es gibt eine Reihe von Betrieben, die schon in dieser Richtung arbeiten. Wichtig aber ist, dass es vor allem bei den kleineren und mittleren Betrieben noch keine systematische Hinwendung zu diesen Themen gibt. Und die wollen wir nun erreichen, unter anderem in dem wir ein Beratungsprogramm starten, das beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt sein wird.

 


News-Archiv:  2024 |  2023 |  2022 |  2021 |  2020 |  2019 |  2018 |  2017 |  2016 |  2015 |  2014 |  2013 |  2012 |  2011 |  2010 |  2009 |  2008 |  2007 |  2006 |  2005 |  2004