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17.11.2004

Leuchttürme und sonstige Kultur

Es ist äußerst begrüßenswert, dass in unsere kulturpolitische Stagnation des „man müsste mal“ durch das Positionspapier des Rhein-Neckar-Dreieck Bewegung kommt. Wir müssten nämlich wirklich mal in Heidelberg (und in und mit der Region) über Kulturpolitik, über Schwerpunkte, unverzichtbare Basisarbeit und über die Qualität all dessen, was wir
fördern und städtisch finanzieren, reden.
Nun geht das bekanntlich leichter, wenn der „Feind“ außen verortet wird, sprich: wenn Sponsoren möglicherweise andere als unsere Kultureinrichtungen zu fördern gedenken. Fatal wäre es aber nun, wenn wir uns wie die Igel zusammenrollten und die Stacheln stellten – Fördermittel setzen sich selten mit Stacheln auseinander und der Igel guckt hinterher dumm aus der Wäsche....
Nehmen wir die Diskussion deshalb als Chance! Halbe Leuchttürme haben wir schon jetzt eine Menge: Heidelberger Frühling, Filmfestspiele, Enjoy Jazz, Literaturtage, Steptanz, Festival des Liedes, Schlossfestspiele, Karlstorbahnhof, Neue Musik, Unterwegstheater usw. Entscheidend ist ja
wohl bei uns wie in MA und LU, wer eigentlich entscheidet, wer von einem halben zu einem ganzen Leuchtturm werden darf.
Hier liegt ein Mangel des Positionspapieres. Weitere Mängel liegen in den fehlenden Kriterien und in der naiven Zielsetzung: „Es geht also darum ... einer neuen, außergewöhnlichen Qualität und Kreativität Raum zu schaffen.... Die nationale und internationale Resonanz auf diese neue Qualität wird ein wesentlicher Maßstab für den Erfolg dieser Anstrengungen sein.“ Der qualitätvolle und kreative Leuchtturm soll also neu erfunden werden mit starrem Blick auf zahlungskräftige Besucherströme. Soweit und so unoriginell.

Aber waschen wir unsere eigenen Hände nicht in Unschuld: Nach 16 Jahren Kulturverwaltung brauchen wir dringend eine aktive Kulturpolitik, die sich für Förderung mit und durch Service und Marketing nicht zu schade ist! Und wir brauchen auch die Bereitschaft „unserer“ Kulturschaffenden, an einer Art kooperativer Bestandsaufnahme teilzunehmen und zukünftig konzeptionell und materiell aktiv mit der desolaten Finanzsituation umzugehen. Das Positionspapier gibt auch hier offen und ehrlich die Denkrichtung vor: „ Die Förderung der kulturellen Breite bleibt dabei unverzichtbare Aufgabe – ganz überwiegend der öffentlichen Hand.“ Auch wenn die Kulturausgaben in einem städtische Haushalt nicht wirklich gravierend zu Buche schlagen – die Gefahr, dass gerade hier, bei den so genannten „freiwilligen“ Leistungen, Einschnitte salonfähig sind, ist groß!
Wenn aber der „sonstigen“ Kultur die Luft ausgeht, geht den Leuchttürmen das Licht aus! Es sei denn, die Leuchttürme sind auf reine Event-Kultur ausgerichtet – dann tut Diskussion besonders not und muss das Positionspapier dringend vom Kopf auf die Füße gestellt werden!


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